Schweinehund

Unser Hund mag keinen Regen. Auch wenn sie Engländerin ist. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Vielleicht ist sie der Meinung, sie hätte genug davon erlebt. Wenn ich beschwingt das Rad aus der Garage hole, was normalerweise zu Freudensprüngen hündischerseits führt, ernte ich an Regentagen nur diesen einen Bick, vorwurfsvoll sicher geschützt in der Garage stehend auf mich geworfen. Dann schleicht sie mißmutig mit hängendem Kopf hinter mir her und denkt sich wohl dabei: naja, er muß halt raus, mein Mensch, egal bei welchem Wetter, warum habe ich mir nur einen Menschen zugelegt. Ein Meerschweinchen ist da ja viel pflegeleichter. Schmeckt auch viel besser.

Aber dann. Dann erreichen wir die Wiesen. Grün, saftig, nass. Und dann gibt es kein Halten mehr. Dann rennt sie los.  Lebensfreude pur. Ein einziges Muskelpaket, welches eine einzige Freude kennt: Geschwindigkeit. Und immer wieder ein begeisterter Blick nach hinten, zu ihrem Menschen, welcher grinsend versucht, Schritt zu halten, obwohl er wegen Regen auf der Brille nichts sieht und dank des fehlenden Spritzschutzes einen nassen Hintern hat.

Kuck, wie schnell ich bin, Kuck, kuck, ich kann noch schneller! Manchmal überschlägt es sie dann in ihrem Eifer, aber sie springt wieder auf und rennt. Rennt. Da sie weiß ist und bei Aufregung und Nässe rosa wird, bekommt für mich der Begriff Schweinsgalopp eine ganz neue Bedeutung, wenn ich hinter ihr her keuche. Sie ist mein innerer und äußerer Schweinehund, den es einzuholen gilt.

Dann kommen wir nassschmutzigglücklich zurück nach Hause. Und ich betrachte sie lächelnd, wie sie sich zufrieden vorm Ofen zusammenrollt. Unser Hund mag keinen Regen. Aber den Tag lässt er sich dadurch nicht versauen