Kaffee

Nach einer kurzen und etwas schiefen Nacht, krieche ich blindzwinkernd zum noch recht neuen Kaffeevollautomaten und drücke die Heissersehnterkaffeetaste.
Calc clean. Calc clean? Bitte? Zitternd finde ich in meinem wohlsortierten Haushalt die Bedienungsanleitung. 35 Minuten Reinigungszeit. Fünfunddreissig! Plus natürlich die 5 bis 55 Minuten, welche ich brauchen werde, die den Reinigungsvorgang erklärenden Bildchen zu deuten. Ich erinnere mich dunkel an ein von mir heiss geliebtes youtube video: did i mention i don’t do well without coffee?
Ich überlege, mich über das Diktat der Maschine nach calc clean revolutionierend hinwegzusetzen, befürchte aber den sofortigen Beginn des Selbstzerstörungsprozesses und damit NIE mehr Kaffee. Die Maschine lacht mich leuchtend an. Oder aus.

Mittlerweile liege ich mit der Stirn auf der Tischplatte und weine leise in mich hinein. Mit einem letzten Akt aktiven Überlebenswillens schraube ich die Entkalkungslösung auf um festzustellen, dass sie versiegelt ist. Gegen morgendliche kaffeelose Finger. Aber nicht mit mir, ein scharfes Messer ist schnell gefunden (wie gesagt, topsortierter Haushalt). Ich schneide mir beim Öffnen in den Finger, tropfe nun Blut statt Reiniger in den Frischwassertank, werfe vorher den Filter auf den Boden und den Kaffeesatz gleich dazu. Verbrühe mir mit dem plötzlich aktiv werdenden Dampfwasserstrahlnupsi die Finger, welche jetzt zumindest nicht mehr bluten. Einen Kaffeeentöltabs kauend singe ich mit der Maschine ein fröhliches Morgenlied und schlage mir den Kopf am Tassenschrank an.

Der Tag wird lang und grau, sehr lang und grau.