Feuermelder

Ich wache auf. Es ist dunkel. Sehr dunkel. Zu dunkel. Ich muß noch nicht raus. Aber was war das? Ein Piepsen? Nein. Ich drehe mich um, wende mich dem unglaublich gutaussehenden Mann in meinem Traum wieder zu. Piep. Jetzt doch? Angestrengt lausche ich ins Dunkle. Nein. Doch ni… Piep. Doch! Das Herz klopft. Der schöne Mann winkt mir zu. Piep. Und schwindet langsam… Ich will jetzt nicht aufstehen. Ich KANN jetzt nicht aufstehen. Piep. But yet I must.  Ich versuche, das doch seeehr entfernte Piepen zu ignorieren. Es kommt ja auch in so perfekt langen Abständen, dass man dazwischen faaast wieder einschlaf…Piep. Nein. Ich hasse ihn. Den Feuermelder, der natürlich in der Nacht beschließt, seine Batteriekraft zu beenden. Vor allem welcher. Ich habe in jedem Zimmer einen. Einen kann ich ausschließen: den in MEINEM Zimmer. Ich starre ins Dunkel. Ohne mich zu sehen, weiß ich, dass die Augen blutunterlaufen sind. Piep. Ich schwinge mich aus dem Bett. Wie eine Frau in meinem Alter nachts um 3:27 eben sich aus dem Bett schwingt.

Und dann stehe ich im Gang. Lausche. Kein Piep. Keeeeeiiiiinnn Piep. Stille. Ich höre das Zittern meiner müden Beine. Höre, wie der gut aussehnde Mann meines Traumes sanft die Züge Elyas M`Bareks annimmt. Ich höre die Sterne am Himmel funkeln. Ich höre die Dämlichkeit, mit welcher ich hier mitten in der Nacht im Dunkeln herumstehe und lausche. Und ich höre den Feuermelder zynisch grinsen. Wie er sanft seine feuermelderblinkepieps Lippen spitzt und  und und und. Kein Piep.

Ich starre ihn im Licht der Strassenlaterne an. Er starrt zurück.

Piep.

Er lächelt. Er schweigt vornehm. Weil sie ein eingespieltes Team sind. Meine über die Zimmer verteilten Feuermelder.

Aber nicht mit mir. Behende, wie eben eine Frau in meinem Alter nachts um mittlerweile 3:39 behende ist, stürme ich von Zimmer zu Zimmer, erklettere todesverachtend StuhlMatratzenTischgebilde und reiße jeden einzelnen Feuermelder aus der Halterung, jede einzelne Batterie aus ihrem Fach und jedes Feuermeldergrinsen von der Decke.

Unzählige Feuermelder im Arm, kuschel ich mich wieder in mein Bett und springe „Elyas m’Barek“ leichtfüßig hinterher, so, wie eben eine Frau in meinem Alter in ihren Träumen leichtfüßig springt.

Elyas trägt eine Feuerwehruniform. Dass er mit einer piepsigen Stimme ruft, ist mir egal.